BACnet? Sprecht ihr das?

BACnet

Sprecht ihr BACnet? Eigentlich eine einfache Frage, die oft gestellt wird, wenn es an die Kopplung verschiedener Systeme miteinander geht. Die Antwort darauf ist allerdings nicht so einfach.
Genaugenommen muss sie lauten: Ja, aber …

Auch wenn wir heutzutage fast alle ein Smart-Phone besitzen, kann man nicht automatisch davon ausgehen, dass jeder darin einen Höhenmesser oder eine Infrarotschnittstelle integriert hat. Ähnlich verhält es sich bei BACnet. Dieses Protokoll ist zwar entwickelt worden, um Kommunikation verschiedenster Systeme miteinander durch eine genormte „Sprache“ zu ermöglichen, unterscheidet sich aber je nach Anwender im Detail.

Der Name der Sprache ist „BACnet“, die Worte dieser Sprache sind die Objekte, die Grammatik sind die Funktionsblöcke, die BIBBs (BACnet Interoperability Building Blocks). Der BACnet-Standard beschreibt Objekte, wie z.B. Analoger Eingang (AI), Digitaler Ausgang (BO), Analoger Wert (AV) u.v.m. und deren Eigenschaften. Der Standard beschreibt auch, welche Funktionen ein Teilnehmer ausführen kann, z.B. eine Frage stellen oder eine Meldung weitergeben.

Es gibt offizielle Organisationen, die den Standard definieren und weiterentwickeln. So gibt es zum einen verschiedene Versionen (die BACnet Protokol Revisions Nummer), die aufeinander aufbauen. Zum anderen gibt es eine Vielzahl von festgelegten Eigenschaften zu den einzelnen BACnet-Objekten. Viele Eigenschaften sind im Standard als unbedingt notwendig definiert und andere als optional. Und hier beginnt es kompliziert zu werden:

Wenn Fabrikat X mit Fabrikat Y über BACnet Daten austauschen soll, muss im Voraus geklärt werden, ob die Objekte und Funktionen kompatibel sind. Soll z.B. auf der einen Seite eine Frage gestellt werden, muss auf der anderen Seite eine Antwort gegeben werden können. Soll z.B. ein Grenzwert in einem analogen Wert verändert werden, so muss dieser Grenzwert sowohl vorhanden als auch beschreibbar sein usw.

Um diese Kompatibilität überprüfen zu können, gibt es zu jedem BACnet Gerät (Device) eines Fabrikats die sogenannten BIBBs- und PICS-Dokumente.
BIBBs (BACnet Interoperability Building Blocks) beschreiben die individuellen Möglichkeiten eines BACnet-Teilnehmers, z.B. ob dieses Device über eine BACnet-Verbindung „Lesen“ oder „Schreiben“ kann.
Das bedeutet, wenn Fabrikat X eine Eigenschaft eines Objekts von Fabrikat Y auslesen möchte, dann muss X die Funktion „Lesen“ (Read Property-A) ausführen können und Fabrikat Y muss sich auslesen lassen (Read-Property-B). Die entsprechenden Funktionen müssen also in den BIBBs beider Teilnehmer enthalten sein.

Soll z.B. als Sollwert ein Analoger Wert (BACnet-Objekt AV) verändert werden, dann muss in den Eigenschaften (Properties) dieses AVs auch die Eigenschaft „aktueller Wert“ (Present Value) enthalten sein und dieses Property muss auch beschreibbar sein. Die Dokumentation über die einzelnen Eigenschaften der Objekte eines Devices finden sich in der PICS-Liste des Fabrikats (BACnet protocol implementation conformance statement). In diesem Dokument ist aufgeführt, welche Objekte dieses Fabrikat unterstützt, welche Properties die Objekte beinhalten und u.a. ob diese lesbar oder/und beschreibbar sind.

Einen einfachen Messwert von X nach Y auszulesen sollte i.d.R. kein Problem darstellen, weil diese Funktionen und Eigenschaften zum Grundstandard gehören. Je tiefer aber die Integration werden soll und auf jeden Fall bei der Aufschaltung auf eine übergeordnete GLT (Gebäudeleitsystem) ist immer(!) und im Voraus(!) zu prüfen, ob die gewünschten Funktionen und Eigenschaften der Teilnehmer vorhanden und kompatibel sind.

Also zurück zur Frage: Sprecht ihr BACnet?
Ja, wir sprechen es, aber lasst uns erst mal BIBBS und PICS vergleichen.