Eisenmoorbad Bad Schmiedeberg: Technisches Update mit „flüsternder“ BHKW-Lösung

Eisenmoorbad

Die gebäudetechnische Aufgabenstellung, die sich Klinikbetreibern stellt, lässt sich nüchtern beschreiben: Patienten und Beschäftigten soll ein optimales Umfeld geboten und Klinikgebäude sollen wirtschaftlich betrieben werden.

Die Praxis der technisch Verantwortlichen ist allerdings oft wesentlich herausfordernder, bunter und interessanter als es diese Umschreibung ahnen lässt. Beispielsweise im Fall des Eisenmoorbads Bad Schmiedeberg:

Das staatlich anerkannte Moor-, Mineral- und Kneippheilbad Bad Schmiedeberg liegt im Naturpark Dübener Heide etwa 30 km südöstlich der Kreisstadt Lutherstadt Wittenberg und etwa 50 km nordöstlich von Leipzig.

Sein heilsames Moor hat Bad Schmiedeberg berühmt gemacht. Seit Gründung des Städtischen Eisenmoorbades 1878 kommen Kurgäste hierher, um mit Moorbädern und -Packungen Gicht, Gelenks-, Wirbelsäulen- und Rheuma-Erkrankungen zu kurieren.

Reha-Klink 1

Schallschutz mit Vorrang

Die Kur-Gesellschaft in Bad Schmiedeberg betreibt neben einem modernen Kurmittelhaus, einem Kneipp-Therapiezentrum, einem Kurhotel, Gästehäusern, zwei Pflegeheimen zwei spezialisierte Reha-Kliniken für Orthopädie und Gynäkologie. Die Heilbedingungen rund um den Kurbetrieb sind von „Natur aus“ durch eine ruhige und entschleunigte Umgebung begünstigt. – Der Kurpark Bad Schmiedeberg und der Schloss- und Kurpark Pretzsch gehören zu den schönsten Parkanlagen Sachsen-Anhalts.

Als der zuständige Technische Direktor Ulrich Endler vor der Aufgabe stand, für die beiden Reha-Kliniken eine technisch verbesserte, umweltgerechte und förderungsfähige Lösung für die Heizanlage und die Warmwasserbereitung zu finden, erwies sich das „Ruhe-Alleinstellungsmerkmal“ des Standorts als besonders herausfordernd. Zwar stand von Anbeginn fest, dass für die Kliniken jeweils ein Blockheizkraftwerk (BHKW) zum Einsatz kommen sollte. Auswahlkriterium für die gesuchte BHKW-Lösung war größtmöglicher Schallschutz. Patienten und Kurgäste sollen selbst bei geöffneten Fenstern von der Tätigkeit der Kraftwerke keinen Laut mitbekommen.

Reha-Klinik 2

Referenz-Installationen überzeugten

Nach umfassenden Recherchen und Diskussion von zahlreichen Lösungs-Angeboten beauftragte der Geschäftsführer der Kur-Gesellschaft, Deddo Lehmann, schließlich die Energieversorgung Halle (EVH GmbH), deren BHKW-Konzept den Betrieb unter anderem mit doppelten Schalldämpfern und einer Schallentkopplung vorsah. Überzeugt hatten ihn vor allem Referenz-Installationen in vergleichbaren Klinikgebäuden am Standort Halle, bei denen ebenfalls BHKWs in bereits langjährig bestehende Anlagen und Installationen integriert wurden.

Umgesetzt wurde das Konzept durch die Franke, Baehr & Ritter GmbH (FBR). Vom Firmenstandort Dessau aus errichten die Monteure des PRIVA-Partnerunternehmens deutschlandweit Sanitär-, Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen sowie Versorgungsrohrleitungen, Kesselhäuser, Energiezentralen für die Wärme- und Kälte-, aber auch Dampferzeugung und Wärmeübergabestationen.

Als Projektleiter übernahm Industriemeister und MSR-Experte Daniel Spinner mit seinem Team den Einbau der neuen Gebäudetechnik:

In den beiden Reha-Kliniken wurde jeweils ein BHKW – elektrische Leistung 210 kW und thermische Leistung 245 kW – sowie eine Doppelkesselanlage mit 700kW und 850 kW eingebaut. Die BHKWs versorgen wärmeseitig vorrangig jeweils eine Frischwasserstation zur Warmwasserbereitung, wobei überschüssige Wärme für die Gebäudeheizung genutzt wird. Die Doppelkesselanlage dient vor allem der Beheizung der Gebäude. Lediglich bei BHKW-Stillstand etwa im Rahmen der monatlichen Wartungen übernimmt sie die Warmwasserbereitung. In das System ist jeweils ein Wärmespeicher mit 5.000 l Inhalt integriert, der in den Sommermonaten zur Speicherung von Wärmeleistung der BHKWs genutzt wird, um deren Taktung zu minimieren. Die durch die Kraftwerke erzeugte elektrische Energie wird zum Eigenverbrauch in das Netz eingespeist.

C4-Controller regeln und steuern

Zum Regeln und Steuern der Anlagen kommen PRIVA Blue ID C4-Controller zum Einsatz, die für kleine bis mittelgroße Anwendungen mit 1 bis 84 Datenpunkten konzipiert sind und auf der Basis unterschiedlichster Protokolle kommunizieren. Die Controller und die dazu passenden Ausgangsmodule sind wahlweise mit oder ohne manuelle Bedienung bzw. Signalisierung ausgestattet. Im Sanierungsfall sind aufwendige und kostspielige Erneuerung und Umbauten der Schaltschränke deshalb lediglich in Ausnahmefällen erforderlich. Die offenen Strukturen und Schnittstellen der Regler ermöglichen die Anbindung von Feldgeräten unterschiedlichster Hersteller.

Optimierungsphase in Eigenregie

Seit einem Jahr laufen die neu installierten Blockheizkraftwerke. Um die Vorgaben und Erwartungen für den Anlagenbetrieb 100prozentig zu erreichen, haben der Technische Direktor Ulrich Endler und seine Mitarbeiter die letzten zwölf Monate intensiv genutzt, um einige Optimierungen vorzunehmen – u.a. wurden Pumpen ausgetauscht sowie die Hydraulikanbindung der Kraftwerke weiter verbessert. Inzwischen funktioniert das Gesamtsystem wie gewünscht – und zwar für Patienten und Besucher nicht wahrnehmbar.

Fotonachweis

Foto Eisenmoorbad Bad Schmiedeberg (Rechte Eisenmoorbad Bad Schmiedeberg-Kur-GmbH, Fotograf: Kassner)

Foto Reha-Klinik 1 (Rechte Eisenmoorbad Bad Schmiedeberg-Kur-GmbH, Fotograf: Kluge)

Foto Reha-Klinik 2 (Rechte Eisenmoorbad Bad Schmiedeberg-Kur-GmbH, Fotograf: Kassner)